"Vertretet eure Meinung!"
Dieser Monat scheint ein richtiger Nörgelmonat zu werden.
Ich habe in meinem letzten Posting schon meine Meinung kundgetan, vor allem im Bereich Buchhandel.
Jetzt geht es mir um ein weiteres Thema.
Gestern wurde die Diskussion des subjektivem Empfindens neu entfacht.
Es wurde ein Buch abgebrochen, da die Bloggerin die Geschichte nicht mit ihren moralischen Vorstellungen vereinbaren konnte.
Für mich absolut kein Problem. Ich finde es gut, wenn kritisch geäußert wird. Zudem sie es in einem sehr höflichen und konstruktiven Rahmen getan hat.
Die Meinungen zu ihrem Posting gehen weit auseinander. Einige strichen das Buch sofort von ihrer Wunschliste. Kann man machen, muss man nicht. Man kann sich auch ein eigenes Bild machen. Aber diese Entscheidungen sind jedem selbst überlassen. Ich selbst werde das Buch noch lesen und bin schon jetzt über mein eigenes Empfinden gespannt und wie ich die Geschichte reflektiere.
Viel schlimmer finde ich, dass es nun Blogger gibt, die über oben erwähnte Bloggerin und ihre Moralvorstellungen herziehen.
Die Diskussion zieht einige Kreise, sodass viele ihre Vorstellungen dargelegt haben. Viele finden es lächerlich, ein Buch moralisch beurteilen zu wollen - es soll schließlich unterhalten. Schließlich denke man ja auch nicht von einem Krimi, dass er wirklich passiert sei.
Andere finden gewisse Formulierungen grenzwertig und ihre Auswirkungen.
Zuerst muss man aber genau differenzieren, denke ich. Das Buch, woran sich gestoßen wird, ist ein Jugendbuch. Kein Krimi. Kein Thriller. Kein Erotikroman.
Diejenigen, die sich über Moralvorstellungen lustig machen, nehmen oftmals Beispiele aus der "Erwachsenenbelletristik". In diesen Genren möchte ich unterhalten werden, aber auch dort gibt es Bücher, die für mich einfach too much sind. Deshalb bin ich noch lange nicht prüde oder sonst etwas. (Zur Erinnerung, ich bin die, die gerne erotische Romane liest.)
ABER: Jugendbuch ist nicht New Adult oder SM-Roman. Das Genre New Adult richtet sich an junge Erwachsene - nicht Jugendliche.
Und besagtes Buch gehört zum Bereich Jugendbuch. Gerade dort finde ich gewisse moralische Vorstellungen angebracht, da die Zielgruppe wesentlich beeinflussbarer und formbarer ist, als Erwachsene. Seltsamerweise sind viele unter denen, die Moralvorstellungen kritisieren, welche sich genau aus den ihnen so unverständlichen Gründen über Fernsehsendungen aufregen, da sie ein falsches Bild für junge Mädchen vermitteln.
Für mich klingt das ja ganz stark nach Doppelmoral, aber wen interessiert das schon?
Ich finde, jeder sollte versuchen, sich - soweit es möglich ist - selbst ein Bild von etwas zu machen. Jeder hat andere Erfahrungen im Leben gemacht und verbindet gewisse Geschichten mit diesen Erfahrungen. Niemand kann dir alles genau nachempfinden, weil niemand deinen Weg gegangen ist. Aber man kann Verständnis zeigen. Sich über ähnliche Erfahrungen austauschen. Vertretet eure Meinung. Auch wenn ihr dafür Missgunst erntet. Ich finde es mutig, wenn jemand ganz offen sagt, warum er etwas nicht mochte. Vor allem, wenn er wirkliche Argumente liefert.